Sekundarstufe/Klasse 8/Reportagen
 

Reportagen: Na dann, bon appetit!
 

Französische Gourmet-Küche im Lande des Currys

Langsam steigt der Duft von Zwiebeln das Treppenhaus empor. Es ist 13 Uhr. Herr Remy steht hinter seinen Töpfen und passt auf, dass nichts anbrennt. Schon seit sechs Jahren kann er sich "Chef de la cuisine" an der Deutschen Schule New Delhi nennen. Ab 13.15 Uhr werden hier französische und deutsche Köstlichkeiten als Mittagessen serviert. Im April 2010 bekam er sogar von der Zeitschrift "Time Out Delhi" die Auszeichnung "bestes deutsches Essen in Delhi". In der Mittagspause stellen sich Schüler und Lehrer dann in einer langen Schlange vor der Küche auf. Heute gibt es Lasagne. Frau Sharma, eine Lehrerin an der DSND, meint: "Ohne Herrn Remy wüssten wir gar nicht, was wir essen sollen!" Langsam gehen die Schüler durch die Küche, um von Herrn Remy einen köstlichen Teller Lasagne mit Salat und als Dessert Schokoladenpudding zu bekommen. Dafür musste Herr Remy echt lange rackern. Ein kleiner Rückblick: Es ist sechs Uhr und Herr Remy fährt immer um diese Zeit auf den Markt um Gemüse zu kaufen. "Frisch muss es sein," verrät er uns. Er achtet besonders auf Qualität. Behutsam dreht er jede Tomate um, die er für die Lasagne braucht. Sie durfen keine Druckstellen haben. Wenn er all seine Zutaten hat, fährt er wieder zur Schule. Seine indischen Assistenten Dilip, Sumit und Ram Nivas putzen das Gemüse. Manchmal muss Herr Remy noch nicht einmal selber kochen, denn seine Lehrlinge werden mit jedem Tag besser. Heute steht der Koch jedoch selber hinter dem Backofen und passt auf, dass nichts anbrennt. Mittlerweile ist es 13 Uhr und stolz holt er seine Backbleche mit Lasagne aus dem Ofen. Er kocht täglich für mehr als 70 Leute und Fliessbandarbeit ist hier ein Fremdwort. Vorsichtig versieht er den Salat noch einmal mit etwas Olivenöl und fertig ist das 5-Sterne-Essen. So etwas ist ausserdewöhnlich und das wissen die Schüler der DSND zu schätzen. "So bringt uns Herr Remy unsere acht Flugstunden entfernte Heimat täglich etwas näher", sagt Johannes Votteler aus der 8.Klasse. Die DSND, ein Fleckchen Deutschland umgeben von einer Milliarde Indern.
(Johannes Votteler, Klasse 8)

 

Französischer Chefkoch an der DSND

Die Stimmung ist aufgewühlt. Die sechste Stunde! Nur noch zehn Minuten trennen die Schüler von ihren heiss ersehnten Mittagessen. Der Duft von den wunderbaren Gerichten schwebt durch die gesamte Schule. Auch die Lehrer können es kaum noch ewarten. Endlich ertönt die Schulglocke, die Schüler lassen ihre Stifte fallen und stürmen hinunter. Denn Montag bis Freitag bietet der Koch der Deutschen Schule New Delhi Mittagessen an. Viele Schüler essen die ganze Woche, weil sie den Gerichten einfach nicht widerstehen können. Der Schüler Jan Übelleitner meint: "Das grossartige Essen wäre mir auch mehr als 150 Rupien wert!" Auch für Vegetarier ist das Essen geeignet, weil man selbst wählen kann, ob man veg oder lieber nonveg essen möchte. Die Schüler und Lehrer stellen sich an und warten. Die Schlange ist lang, deshalb beeilen sich alle beim Runterkommen. Dann ist Jan an der Reihe. Er sieht seinen Nachtisch und strahlt. Cornflakes mit Schokolade überzogen, auch Schikocrossies genannt. So ein guter Nachtisch ist aber manchmal auch der Vorbote für einen Hauptgang, der den meisten Schülern nicht sehr gelegen kommt. Diesmal jedoch nicht! Es gibt Lasgne. Das genaü Gegentiel von dem, was erwartet wurde, aber zum Positiven. Herr Remy begrüsst jeden Schüler und Lehrer mit Namen. Denn er kennt hier alle. Er sagt: "Ich sehe die gleichen Gesichter fast das ganze Jahr hier vorbeigehen." Nachdem jeder eine grosse Portion bekommen hat, begeben sich die älteren Schüler in den Oberstufenraum. Die achte und die neunte Klasse dürfen seit kurzem auch das Artforum zum Essen benutzen. Für den Rest gibt es den Speisesaal. Genüsslich verzehren alle ihre Speisen. Als alle fertig sind, stellen sie ihre Teller auf einem eigens dafür vorgesehenen Tisch ab. Falls die Schüler nicht alles schaffen oder etwas nicht mögen, leeren sie ihre Reste in einer grossen Schüssel aus. Diese bleibt allerdings fast immer leer, es sei denn, es gibt Paneer. Das ist indischer Käse, der den meisten nicht besonders schmeckt. Da sind die Meinungen zwiespältig: Die einen meinen: "Wieso macht Herr Remy das?", die anderen vertreten die Meinung: " Wir finden es gut, denn Abwechslung gehört dazu!" Gegen den Hunger hilft Paneer allemal. Und der etwas kautschukartige Geschmack gleicht sich, wie schon erwähnt, durch einen besonders leckeren Nachtisch aus. Was den Schülern auch sehr gefällt, ist, dass es auch Gerichte mit Fleisch gibt. Denn Fleisch ist in Indien schwerer erhältlich als in Europa, die meisten Inder sind strenge Vegetarier. Mit dem Essen von Herrn Remy vergeht das Schuljahr wie im Flug. Jetzt ist wirklich schon die letzte Ferienwoche. Da gibt Herr Remy seinen Gerichten immer lustige Namen. Pudel mit Käsefüssen? Egal, was es dann ist, die Schüler und Lehrer freuen sich schon darauf.
(Jan Übelleitner, Klasse 8)

 

Fine Cuisine an der DSND - eine kulinarische Reise erster Güte

Es ist 13.15 Uhr - Lunchtime an der Deutschen Schule in Neu Delhi. Die Schüler der Klassen 1-12 strömen aus ihren Klassenräumen. Rasch bildet sich vor der kleinen Schulküche im Erdgeschoss des Schulkomplexes eine Schlange. Ganz vorne stehen die Grundschüler, weiter hinten die Schüler der Sekundarstufen I und II. Order vom Chefkoch Laurent Remy persönlich. Damit die Essensausgabe reibungslos funktioniert, müssen sich die Schüler in genau dieser Reihenfolge anstellen. Vordrängeln nicht erlaubt! Das gilt übrigens auch für Lehrer, die genau das schon mal gerne tun. "Mann, das dauert, ich habe so einen Kohldampf," stöhnt Konstantin aus der 8. Klasse. Heute stehen Käsespätzle auf dem Speiseplan, als Nachtisch karamelisierte Bananen. Seit 9 Uhr schwebt bereits der verführerische Duft von Karamel durchs Schulgebäude, der Schüler und Lehrer gleichermassen betört. "Ich kann schon den ganzen Tag an nichts anderes mehr denken", meint Alexandra, " wie auch, wenn es hier so gut riecht." Der Chef de la Cuisine bietet den Schülern und Lehrern eine bunte Auswahl an europäischen Gerichten: von Chili con Carne über Nudeln provencale mit Pesto bis hin zu Kaiserschmarren mit Apfelmus reicht das Angebot. "Typisch indische Gerichte gibts es hier eher nicht," erklärt der französische Koch, der bereits seit sechs Jahren das Regiment in der Schulküche führt, "denn die meisten Schüler sind davon nicht so begeistert. Also Fusion Kitchen, heisst eine Mischung verschiedener Richtungen. Zu den absoluten Rennern zählen die köstlichen Chicken Nuggets mit Salat ... hmm, c'est si bon ..." Für Vegetarier steht ebenfalls immer eine fleischlose Variante zur Verfügung. Zwischen 120 und 150 Rupies zahlen Schüler und Lehrer für ein Essen mit Nachtisch. "Das sind wirklich Mensapreise", lacht Ulrike Comes, Lehrerin für Mathematik und Physik an der DSND. Sie gehört neben vielen anderen Lehrern zu den regelmässigen Gästen am Mittagstisch. "Warum soll ich zuhause noch kochen, wenn ich es hier so lecker haben kann?", fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu. Da die meisten Schüler am Nachmittag entweder Unterricht oder Arbeitsgemeinschaften haben, nutzen sie die Möglichkeit des Essens in der Schule. Und es gibt wenig Gemecker, denn in der Regel sind alle von den Kochkünsten des Chefkochs überzeugt. Die sind sogar schon in indischen Kreisen bekannt: im Mai 2010 erschien im Time out Delhi Magazin ein durchaus attraktiver Bericht, in dem das Essen an der DSND als bestes deutsches Essen in Delhi in den höchsten Tönen gelobt wurde. Wer da wohl Mäuschen gespielt hat? Mittlerweile sitzen alle Schüler genüsslich kauend vor ihren Tellern. Es herrscht gefräßiges Schweigen, auch im Lehrerzimmer. So manch einer wird sich noch ein zweites Mal in die Küche schleichen, um vielleicht noch ein zweites Portiönchen zu ergattern. Na dann, bon appetit!
(Simone Sharma, Deutschlehrerin)
 
 
   
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