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Deutschunterricht: Reportagen |
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Schwimmunterricht an der DSND - Wasser in der Wüste
Erneut setzt er sich in den Bus. Noch zweimal, dann sind Herbstferien. Die Bustür fällt zu und der Motor heult auf. Die Busgäste:
18 Schüler der DSND, der einzigen deutschen Schule in ganz Indien. Sein Name: Johannes Votteler. Mit elf Jahren kommt er nach Indien.
Das erste Mal im Ausland. Nach nun schon zwei Jahren weiss er, was jetzt auf ihn zukommt. Er meint: "Schwimmen ist nicht mein Lieblingssport,
aber im Kampf gegen die Hitze ist es die beste Lösung."
Das Ziel der Busfahrt: die rund fünf Minuten entfernte bulgarische Botschaft.
Schnell wird sich umgezogen und dann noch mal kurz unter die Dusche. Dann betritt Johannes das Sprungbrett.
Drei bis vier Schritte Anlauf sollten genügen. Kraftvoll drückt er sich vom Sprungbrett weg, formt seinen Körper elegant
wie ein Delfin im Sprung und gleitet dann in das kalte erfrischende Wasser. Unter der Oberfläche läst sich der Schwung wie nichts wieder
vernichten und er taucht schnell wieder auf. Er wischt sich die nassen Haare aus dem Gesicht um wieder vollen Durchblick zu haben.
Der Lehrer Herr Nicke schwört auf Aufwärmen. Damit die Muskeln warm werden, meint er. Danach werden wie üblich neue Methoden besprochen.
Zehn Bahnen Rücken heißt die neue Herausforderung. Eigentlich, sagt Johannes, sei er schon nach zwei Bahnen schlapp. Da muss man durchbeissen.
Mühevoll nimmt er für die Wende Anlauf. Einmal noch Luft holen und jetzt eine 90 Grad-Drehung unter Wasser. Die Schwierigkeit: unter
Wasser die Kontrolle zu haben und immer durch die Nase ausatmen. Schwimmunterricht: In Deutschland vier bis sechs Mal im Jahr
einfaches Rumpaddeln im Wasser. Hier: kraftraubende 12 Mal im Jahr mit etlichen internationalen Schwimmwettbewerben.
Mehr als nur herumpaddeln. Das Ausüben der drei Schwimmarten bis in die Perfektion zu beherrschen. Und das jetzt noch zweimal.
Dann ist wieder ein halbes Jahr Pause. Wasser, unsere Tartanbahn. Die Schwimmbrille, unsere Turnschuhe.
(Johannes Votteler, Klasse 8, DSND)
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Schwimmunterricht an der DSND - hart durchgreifen für Erfolg
Der Schwimmunterricht an der DSND wird von den beiden Sportlehrern Frau Behncke und Herrn Nicke bestritten.
Ich habe sie zwei Monate vor dem alljährlichen Schwimmfest aufgesucht, bei dem die zwei besten Schwimmer der DSND gekürt werden.
Die Frage, die schon jetzt alle beschäftigt, ist: Wer wird Sieger?
Es ist 11. 40 Uhr und die Klassen 8 und 9 steigen in den Schulbus um zur bulgarischen Botschaft zu fahren.
Unter ihnen auch Konstantin und Cedric. Cedric, der Gewinner des letzten Schwimmfestes, äußert sich: "Es ist heftig!
Herr Nicke hetzt uns ohne Unterlass durch den Pool. Aber wie sonst sollen wir uns verbessern?
Es ist doch der beste Weg seine Grenzen zu erweitern!" Konstantin, der doppelte Sieger der Schwimmfeste davor, sieht das anders:
"Es ist schlimm! Er befasst sich überhaupt nicht mit uns. Am Anfang der Stunde kriegen wir gesagt, was zu tun ist,
und dann wird geschwommen, geschwommen, geschwommen." Tja, so gehen die Meinungen zweier Champions auseinander.
An der Botschaft schwärmen die Schüler Fußballstars gleich über das Gelände. Immer auf dem Weg zum Wasser.
Nach dem Umziehen wird geduscht, dann hüpfen alle ins Wasser. Herr Nicke erklärt den Schülern, was er will und
lässt sie allein. Ich befrage ihn zu seiner Trainingstaktik und er erklärt mir gerne, was er damit zu erreichen gedenkt.
"Die Jungen sind in dem Alter, in dem sie sich austoben müssen. Es gibt hier keine Vereine, und so übernehme ich das.
Und den Mädchen schadet es auch nicht, wenn man sie etwas härter rannimmt. So haben sie keine Zeit zum Quatschen.
Ausserdem ist bald Schwimmfest und ich erwarte ein paar spannende Stichrennen und kein Wassertreten wie zu Hause im Pool."
"Merken Sie einen Unterschied zwischen den Kinder mit Pool und den Kindern, die in der Stadt wohnen?"
"Durchaus. Aber wer hier ordentlich mitschwimmt, der kann diesen Vorteil durchaus ausgleichen! Johannes zum Beispiel,
der Junge, der da hinten gerade die Rollwende macht, der arbeitet hier ordentlich mit und er schwimmt
genauso gut wie die Kinder mit Farmhäusern. Praktisch kein Unterschied!", antwortet er auf diese Frage, von der
ja einiges abhängt beim Schwimmfest in zwei Monaten.
Wir müssen wieder zurück zur Schule, um den Schulschluss nicht
zu verpassen. Und hier erkenne ich etwas aus Deutschland wieder: die meisten Mädchen brauchen einfach viel länger um sich umzuziehen.
Das ist wohl in jedem Land so.
Aber ist es nicht ganz natürlich, dass sich in Indien so viel ums Schwimmen dreht? Gibt es überhaupt andere Sportarten, die man bei der Hitze betreiben kann?
(Cedric Meier, Juniorreporter der German School Times)
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